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23.01.2013 Rücken an Rücken – schrecklich schön

rücken an rückenJulia Franck ist bekannt geworden durch einen international erfolgreichen Bestseller,  „Die Mittagsfrau“. Für dieses Buch erhielt sie 2007 den Deutschen Buchpreis, zudem wurde es in 33 Sprachen übersetzt. Ihr Debüt „Der neue Koch“ veröffentlichte sie 27-jährig bereits im Jahr 1997.

In „Rücken an Rücken“ geht es indes um eine sehr ergreifende Familien- und Liebesgeschichte im Ostdeutschland der 50er und 60er Jahre. Zwei Geschwister, Ella und Thomas, wachsen bei ihrer lieblosen, allein erziehenden Mutter Käthe auf, die sich lieber mit ihrer Kunst, der Bildhauerei, beschäftigt als mit ihren Kindern. Die beiden erfinden sich währenddessen in ihrer Verzweiflung eine eigene Welt, in der ihnen Liebe und Aufmerksamkeit zu Teil  wird. Allerdings holt sie die Realität nicht selten aus ihrer Traumwelt. Ella reagiert mit Trotz und Aufbegehren, während ihr kleiner Bruder Thomas versucht, sich trotz aller Erniedrigungen in sein Schicksal zu fügen.

Ungeachtet des Leides ihrer Kinder verfolgt Käthe als politische Frau nahezu besessen die Ideale eines neuen, besseren Deutschlands. Als dann 1961 die Mauer errichtet wird, nimmt die Tragödie unaufhaltsam ihren Lauf. Es sind nicht zuletzt die Kinder, die einen hohen Preis für die Ideologie ihrer Mutter zahlen müssen.

Julia Franck hat ein ergreifendes Werk geschrieben, das nicht ganz frei von ihrer eigenen Biographie ist. Sie greift – zumindest zum Teil – die Geschichte ihrer Familie auf und geht dabei weit zurück in die Zeit vor ihrer Geburt.

Für diesen Roman braucht man gute Nerven, allerdings nicht im Sinne von gruseliger oder vor Spannung zerreißender Atmosphäre. Es ist vielmehr eine Familientragödie, deren Details oft nur schwer auszuhalten sind und über die man noch im Nachhinein lange nachdenken muss. Es wird schwer, dieses Buch in einer Nacht zu verschlingen, sondern womöglich braucht es zwei bis drei Anläufe bis man richtig in der Geschichte angekommen ist, doch der Einsatz lohnt sich!

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